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Wo wir Potenziale sehen


Ausgehend von den Fragestellungen und Spannungsfeldern, die wir im vorangegangenen Schritt benannt haben, sind wir nochmal zu den Beobachtungen zurückgekehrt, die wir im Zuge des Besuchs der Orgatec 2018 und der damit verbundenen Trendrecherche machen konnten. Hier wollten wir nun feststellen, inwiefern sich bei den gezeigten Neuvorstellungen und Innovationen bereits Aspekte wiederfinden lassen, die sich in den von uns umrissenen Spannungsfeldern bewegen.

Was die Personalisierung des Arbeitsplatzes angeht kann man festhalten, dass jüngere Entwicklungen vermehrt einen Fokus auf Flexibilität legen, was die Nutzung der verschiedenen Arbeitsplätze durch unterschiedliche Nutzer betrifft. So stellte Sedus bespielsweise se:flex vor, einen selbsteinstellenden Drehstuhl, der sich automatisch auf das Gewicht unterschiedlicher Nutzer einzustellen vermag.


Quelle: www.sedus.com


Ähnlich verhält es sich mit Konzepten, die sich mit Arbeitstischen und der unmittelbaren Peripherie befassen. Auch hier sieht man vermehrt Lösungen, die eine zwar flexible aber dennoch anonymisierte Arbeitsumgebung vorsehen. Ein gewisses Maß an Personalisierung kann in vielen Fällen über verschiedene Panel-Systeme erfolgen, an die parasitär personalisierbare Elemente angedockt werden können.

Quelle: www.bene.com

Jedoch findet man auch Ansätze, die einen direkteren Bezug zu unseren Themenfeldern haben, da sie sich zum einem dem Thema Privatsphäre annehmen und andererseits auch den Aspekt der Personalisierung als interessantes Themenfeld für sich ausgemacht haben. Dazu gehört beispielsweise der BuzziWrap Desk der Firma BuzziSpace. Ansätze dieser Art geben einen Hinweis darauf, dass Personalisierung und eine individuelle Arbeitsumgebung auch in Zeiten höchstmöglicher Flexibilität durchaus Relevanz haben.


Quelle: www.buzzi.space


Ein Thema, das auf der vergangenen Orgatec allgegenwärtig war, war das Thema der Raumakustik. Zahlreiche Hersteller lieferten verschiedenste Lösungen, die dabei helfen, die Lautstärkeproblematik in offenen Bürostrukturen eindämmen zu können. Dabei war eine Tendenz zu erkennen, dass Akustikpanele oft in einer Doppelfunktion daher kamen und beispielsweise Leuchten, Raumtrenner, Wandpaneele oder Sitzgelegenheiten mit der Funktion der Akustikverbesserung kombinierten. Eine Kombination mit Personalisierungsmöglichkeiten kann man auch in der Variante von BuzziSpace erkennen und bei der Betrachtung der Vielzahl der Möglichkeiten in diesem Bereich scheint diese Art der Personalisierung ebenfalls Entwicklungspotenziale zu bergen.

Ein weiteres Konzept, das auf der Orgatec 2018 erstmalig vorgestellt wurde und in den identifizierten Spannungsfeldern verortet werden kann, ist die Dancing Wall von Vitra. Dieses Konzept ist für einen Kontext entwickelt worden, der flexible Veränderungen in Büroumgebungen vorsieht und von den Nutzern im Büro situativ verändert werden kann. Im eigentlichen Sinne ist dieses Konzept eine mobile Trennwand, mit der sich Räume in flexible Bereiche unterteilen lassen und gleichzeitig vertikal nutzbare Arbeitsflächen bietet. Eine Nutzung dieser Wände, die ein höheres Maß an Personalisierung ermöglicht ist durchaus denkbar und in diesem Sinne bewegt sich auch dieses Konzept innerhalb der von uns beschriebenen Spannungsfelder.



Quelle: www.vitra.com


So können wir festhalten, dass es in der Branche durchaus Bestrebungen gibt, auch innerhalb des vorherrschenden Trends der Flexibilisierung der Arbeitsräume auch den Aspekt der Personalisierung und der individuellen Gestaltung des Arbeitsplatzes mit zu berücksichtigen. Wir sehen interessante Konzepte, die sich innerhalb der Spannungsfelder zwischen Privatsphäre und Kommunikation, zwischen Flexibilität und Entindividualisierung bewegen und denken, dass hier mittelfristig weitere Konzepte entstehen werden, die jene Bedürfnisse befriedigen, die durch die Herausforderungen entstehen, die eine moderne, vollflexible und offene Bürostruktur mit sich bringt.

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