Aus dem vorausgegangenen Vergleich und der interkulturellen Gegenüberstellung können wir erkennen, dass viele der Faktoren, die zu Veränderungen in der Bürowelt geführt haben von der Größe des Büroraumes beeinflusst wurden oder diese entscheidend prägten. Bei der Betrachung der geschichtlichen Entwicklung der Büroraumgröße ist zudem auffällig, dass die Aspekte der Effizienzsteigerung und Kosteneinsparung eine wesentliche Rolle dabei spielten, ob sich ein bestimmtes Bürosystem durchsetzen konnte oder nicht.
In der Zeit vor der Industrialisierung wurde Büroarbeit nur selten und meist von einzelnen Personen verrichtet. Als dann zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Bedarf an Büroarbeit stieg, wurden auch die Büroräume größer. Dabei war zu beobachten, dass die Arbeiter in engen Reihen nebeneinander Positioniert wurden und Prinzipien der Fabrikarbeit, wie z. B. eine fließbandartige Aufteilung der Arbeit, aufgegriffen wurden. Während der Weltwirtschaftskrise in den 20er Jahren wurde dann für viele Unternehmen die wirtschaftliche Not so groß, dass man auf derselben Fläche versuchte mehr und mehr Arbeitsplätze einzurichten. Ein ähnliches Phänomen kann man im Japan der 90er Jahre beobachten, als zahlreiche asiatische Länder eine schwere Wirtschaftskrise erlebten. So kann man feststellen, dass häufig wirtschaftliche Zwänge den Raum bestimmten, den der Einzelne zur Verfügung hatte, was wiederum zur Folge hatte, dass die Unzufriedenheit der Arbeitskräfte stetig zunahm und entsprechen die Motivation und die Produktivität darunter zu leiden hatte.
In den Jahrzehnten, die auf den 2. Weltkrieg folgten kann man eine Entwicklung hin zum Großraumbüro beobachten. Es wird von der strengen fabrikartigen Arbeitsaufteilung Abstand genommen und vermehrt auf Kommunikation und Teamwork gesetzt, um auf diese Weise eine effektivere Arbeitsstrukturen zu etablieren. Dies führte zwar zu einem höheren Maß an Arbeitnehmerzufriedenheit, jedoch brachte diese Entwicklung auch gewisse Nachteile, wie einen gestiegenen Lautstärkepegel oder die Tatsache, dass sich Krankheiten schneller bei der Belegschaft verbreiten konnten.
Um diesen Nachteilen entgegenwirken zu können setzte sich in der Folge besonders der Ansatz des Cubicles durch. Angeleht an das von Robert Probst entwickelte Action Office II entstanden kleine, durch Stellwände getrennte Bereiche, die es zum einen ermöglichten einen Zugewinn an Privatsphäre zu erzielen und gleichzeitig zu gewährleisten, dass viele Arbeitskräfte auf geringem Raum untergebracht werden konnten. So kann man festhalten, dass nach dem kurzen Versuch, mehr Kommunikation und Teamwork in den Büros zu fördern, diese Tendenzen wieder in den Hintergrund treten und das Konzept der Cubicles stark verfremdet wird und erneut versucht wird den Raum möglichst Effizient zu nutzen. Selbst Probst, der Erfinder des Action Office äußerte sich rückblickend äußerst kritisch zu dieser Entwicklung und bezeichnete die Cubiclesysteme als "Rattenlöcher, in die Menschen hineingestopft werden." (Probst, 1998)
Mit dem Wirtschaftsaufschwung wird vielerorts der Widerstand gegen diese Art der Arbeitsumgebung größer und es entsteht das vor allem in Europa beliebte Kombibüro. Hier werden Einzelbüros mit Gruppenarbeitsplätzen vereint. In dieser Phase wird die Arbeitnehmerzufriedenheit der Raumeffizienz gegenübergestellt und man beginnt dem Wohlbefinden der Arbeitnehmer mehr Bedeutung zuzumessen, da man erkannte, dass dies auch einen höhere Produktivität mit sich brachte. In Bezug auf die Raumeffizienz werden hier Abstriche gemacht, die jedoch durch die vermehrte Teamarbeit und Arbeitsproduktivität aufgewogen werden.
Mit der neuen Mobilität in Form von schnellem, bezahlbaren Internet bieten sich auch neue Möglichkeiten der Effizienzsteigerung. Und zwar kann man aus raumökonomischer Sicht nun Arbeitsraum einsparen, indem man den Mitarbeitern gestattet im Home Office zu arbeiten oder öffentliche Orte als Arbeitsplatz zu nutzen. Dies wird auch von den Arbeitskräften begrüßt, da dies auch bedeutet, dass man flexibler mit seiner Zeit umgehen kann und sich so das Arbeitsleben mit dem Privatleben besser kombinieren lässt. Jedoch hat auch diese Entwicklung eine durchaus diskutable Kehrseite. Im Gegenzug zu mehr Flexibilität bei der Zeiteinteilung des Arbeitnehmers findet auch ein Verschmelzen von Privatleben und Arbeitsleben statt. Zwar kann man nun seine Zeitbedürfnisse besser befriedigen und Privates auch zu Zeiten erledigen, in denen man zuvor noch hätte arbeiten müssen, jedoch wird es gleichzeitig auch gängiger, dass der Arbeitgeber im Gegenzug erwartet, dass Arbeit zu Zeiten erledigt wird, die zuvor privaten Zwecken vorbehalten war.
Dieses Phänomen des Work-Life Blendings wird in der Folge durch die Entstehung von Co-Working Spaces und im Voraus zu buchenden Shared Desks weiter verstärkt. Unter dem Gesichtspunkt des immerwährenden Bestrebens nach Effizienzsteigerung könnte man feststellen, dass die anfänglich verfolgte Strategie der Verbesserung der Raumeffizienz, durch die bestmögliche Ausnutzung der Bürofläche in der jüngeren Vergangenheit einen grundlegenden Wandel erfahren hat. Statt mehr und mehr Arbeitnehmer auf geringem Raum zu platzieren, werden nun Teile der Belegschaft temporär ausgelagert, wodurch man ebenfalls Bürofläche einsparen kann. Zudem hat dies den großen Vorteil, dass durch die gewährte Flexibilität das Potenzial des Einzelnen besser ausgeschöpft werden kann, da die Erreichbarkeit durch dieses Modell in den privaten Raum ausgeweitet wird.