Direkt zum Hauptbereich

WORK 365 - Die Spannungsfelder



Durch die Untersuchung der verschiedenen Entwicklungen und die anschließende Analyse kristallisieren sich spannende Themenfelder heraus, die uns dabei helfen das Problem zu umreissen, welches uns als Grundlage für die nächsten Schritte in unserem Projekt dient.

Zunächst sehen wir, dass im Bezug auf die Entwicklung der Bürosysteme eine zyklische Veränderung stattgefunden hat, die sich von kleinen Einzelbüros zum fabrikähnlichen Großraumbüro entwickelt hat. Von dort aus haben sich auf Grund von Lärm und mangelnder Privatsphäre wieder kleinere Zellen in Form von Cubicles herausgebildet, was auf Grund der Unzulänglichkeiten, die dieses Konzept mit sich brachte wiederum dazu geführt hat, dass man zunächst kombinierte Lösungen verfolgte und schließlich wieder bei einem Open Space Konzept gelandet ist, wie es beispielsweise bei Google zu finden ist. Diese Renaissance des Großraumbüros hat jedoch mit den gleichen Herausforderungen zu kämpfen, wie die Großraumbüros von damals. Derzeit wird dieser Problematik mit kabinenartigen Lösungen begegnet, die telefonzellengroße Kabinen für Telefongespräche oder bushaltestellengroße Kabinen für Gruppenmeetings vorsieht. So stellt sich hier die Frage, ob durch das temporäre Zugeständnis von zumindest akustischer Privatsphäre ein Weg gefunden wurde, der das Open Space Konzept zu einer zukunftsfähigen Lösung avancieren lässt oder ob hier andere Bedürfnisse der Arbeitnehmer zu kurz kommen.

Es ist nämlich auch zu beobachten, dass der Zugewinn an Flexibilität in Bezug auf selbstbestimmte Arbeitsprozesse oder die individuelle Einteilung von Arbeitszeiten und -orten zwar durchaus den lang gehegten Traum vom flexiblen Vereinbaren von Arbeit und Freizeit möglich gemacht hat, diese neue Flexibilität jedoch auch eine kritisch zu betrachtende Parallelentwicklung zur Folge hatte. Einerseits verschmilzt das Arbeitsleben zunehmend mit dem Privatleben und es kommt zu einem Work-Life Blending, das sich tendenziell zum Nachteil des Arbeitnehmers entwickelt. Andererseits hat diese Entwicklung auch zur Folge, dass feste Arbeitsplätze nicht mehr die Regel sind. Der Büroangestellte hat oft nicht mehr seinen eigenen Schreibtisch, an den er zurückkehren kann, sondern er muss sich einen freien Platz suchen und diesen im Voraus bestellen. Hier drängt sich die Vermutung auf, dass eine solche Situation auf Dauer negative psychologische Auswirkungen haben kann. Zum einen ist zu prüfen, ob die Identifikation mit dem Unternehmen darunter zu leiden hat, wenn man keinen persönlich eingerichteten Arbeitsplatz mehr gestalten kann und auf diese Weise einen Bezugspunkt zum Unternehmen verliert. Daran angeknüpft stellt sich zudem die Frage, ob sich ein personalisiertes Umfeld bzw. das Fehlen einer solchen auf die Produktivität auswirkt. Zum anderen drängt sich die Vermutung auf, dass das Fehlen eines eigenen oder der ständige Wechsel eines anonymisierten Arbeitsplatzes den Eindruck vermittelt, dass jeder innerhalb kürzester Zeit und unbemerkt ersetzt werden kann.

Aus der Betrachtung dieser Themenfelder heraus gilt es zu prüfen, auf welche Weise sich diese Fragestellungen in Konzeptansätze übertragen lassen, die sich in Form von Produkten oder Services umsetzen lassen.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Ideation Workshop

Die Erkenntnisse aus der vorangegangenen Recherchephase machen deutlich, dass non-territoriales Arbeiten und ein flexibles Arbeitsraummodell aus der heutigen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken sind. Gleichermaßen ist jedoch auch auffällig, dass diese Entwicklung zum einen Herausforderungen mit sich bringt, mit denen man in der Geschichte der Arbeit nicht zum ersten mal zu tun hat und zum anderen, dass einige dieser Herausforderungen heute zum Teil eine etwas anders gelagerte Relevanz haben. So wird zum Beispiel der individuellen Entfaltung und dem kreativen Potenzial des Einzelnen heute ein weitaus höherer Wert beigemessen als dies noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war. Ähnlich verhält es sich mit dem persönlichen Wohlbefinden des Arbeitnehmers und der damit verbundenen Zufriedenheit und Unternehmenstreue. Daher haben wir uns dazu entschlossen die Ideationphase unseres selbstinitiierten Projekts mit einem internen Workshop zu starten und haben uns zu diesem Zweck einen themat

Wo wir Potenziale sehen

Ausgehend von den Fragestellungen und Spannungsfeldern, die wir im vorangegangenen Schritt benannt haben, sind wir nochmal zu den Beobachtungen zurückgekehrt, die wir im Zuge des Besuchs der Orgatec 2018 und der damit verbundenen Trendrecherche machen konnten. Hier wollten wir nun feststellen, inwiefern sich bei den gezeigten Neuvorstellungen und Innovationen bereits Aspekte wiederfinden lassen, die sich in den von uns umrissenen Spannungsfeldern bewegen. Was die Personalisierung des Arbeitsplatzes angeht kann man festhalten, dass jüngere Entwicklungen vermehrt einen Fokus auf Flexibilität legen, was die Nutzung der verschiedenen Arbeitsplätze durch unterschiedliche Nutzer betrifft. So stellte Sedus bespielsweise se:flex vor, einen selbsteinstellenden Drehstuhl, der sich automatisch auf das Gewicht unterschiedlicher Nutzer einzustellen vermag. Quelle: www.sedus.com Ähnlich verhält es sich mit Konzepten, die sich mit Arbeitstischen und der unmittelbaren Peripherie befassen